Immer wieder werde ich gefragt: „Warum tust du dir so viel an?“ Oder: „Warum machst du das für deine Kunden?“ Mir wurde auch schon gesagt: „Du überservicierst deine Kunden.“

Nein, dieser Meinung bin ich nicht! Taxi ist nicht nur Dienstleistung, Taxi ist MEHR als das. Taxi bedeutet nicht nur, die Fahrgäste von A nach B und manchmal auch nach C zu bringen. Taxi bedeutet auch, für andere da zu sein und ihnen zu helfen sowie manche Dinge gefühlt hundertmal zu erklären.

Gerade in der Patientenbeförderung ist dieses MEHR so wichtig! Die Menschen befinden sich nach ihrer Diagnose oft im Ausnahmezustand. Sie bekommen eine Liste mit den Telefonnummern jener Taxiunternehmen, die Krankentransporte durchführen, aber sie haben keine Vorstellung vom Ablauf. Dann müssen sie sich selber darum kümmern, ob sie einen Transporteur finden. Immer noch kursieren Listen, auf denen Taxiunternehmen angeführt sind, die keine Patientenfahrten mehr durchführen oder überhaupt nicht mehr existieren. Immer noch werden von Arztpraxen und Krankenhausstationen Fehlinformationen weitergegeben. Wir sind zu wenig Taxiunternehmen, die die Patientenbeförderung anbieten. Auch wenn die Krankenkassen die Tarife erhöht haben, fahren wir (fast) immer noch unter dem Taxitarif. Daher winken viele Unternehmer dankend ab, wenn sie auf die Krankenfahrten angesprochen werden. Auch ich kann die Patientenfahrten nur durchführen, weil ich mit einigen Kollegen sehr eng kooperiere und wir uns gegenseitig unterstützen.
 
Gestern rief mich eine Kollegin an und fragte, ob ich eine Kundin etwa vier Wochen lang zu ihrer Strahlentherapie bringen könnte. Ich notierte die Telefonnummer der Dame und versprach, sie mittags anzurufen. Tja, von zwanzig Tagen hätte ich sie an vier Tagen hin- und zurückfahren können, weil ihre Therapiezeiten mir den bestehenden Fahrten nicht kompatibel sind. Ich rief sie an und erklärte ihr den Sachverhalt. Beim Verabschieden versagte ihre Stimme. Ihre Verzweiflung war spürbar und begleitete mich den ganzen Nachmittag. Später rief ich sie noch einmal an und fragte sie, ob sie eine Möglichkeit gefunden hätte. Sie erklärte, sie hätte mit ihrer Krankenkasse gesprochen und bekäme Scheine zugeschickt. Transportscheine? Gutscheine? Listen? Das wusste sie nicht. Ich bot ihr an, diese Scheine mit ihr durchzugehen. Ihre Dankbarkeit und Erleichterung war ebenso spürbar wie ihre Verzweiflung am Ende des ersten Telefonats. Bevor ich auflegte, hörte ich sie noch zu ihrem Mann sagen: „Stell dir vor, die Taxlerin, die mich nicht fahren kann, hat angerufen, die ist so nett und erklärt mir dann alles …“
 
Ist das eine Überservicierung? Nein. Das ist das MEHR, das ich gerne gebe.